AYURVEDA GEWÜRZE | T - Z
Tamarinde bis Zimt
20. Tamarinde
Die Zitrone des Ostens - sauer, kraftvoll und heilend
Von schattigen Baumriesen zur ayurvedischen Superfrucht
Tamarinde (Tamarindus indica) ist das Geheimnis hinter dem unverwechselbaren Geschmack der Worcestershire-Sauce - und gleichzeitig ein seit Jahrhunderten bewährtes Naturheilmittel in Indien, Afrika und Südostasien. Ihr intensiv säuerliches Fruchtfleisch verleiht nicht nur Currygerichten eine besondere Tiefe, sondern enthält eine Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen, die Tamarinde zu einer vielseitigen Heilpflanze machen.
Im Ayurveda wird Tamarinde aufgrund ihrer verdauungsfördernden und entgiftenden Eigenschaften geschätzt. Besonders bei Verstopfung oder Verdauungsschwäche kommt sie zum Einsatz - sei es in Form von Chutneys, Tamarindenwasser oder als Bestandteil feuriger Südindien-Currys.
Geschmack, Wirkung und ayurvedische Qualitäten
Die Tamarinde ist sauer, leicht süßlich und intensiv aromatisch. In der ayurvedischen Ernährungslehre wirkt sie:
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Vata und Kapha reduzierend. Pitta anregend.
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entgiftend, verdauungsfördernd
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leicht abführend, antibakteriell, gegen Suchterkrankungen
Sie stärkt Agni (Verdauungsfeuer), fördert die Ausleitung von Ama (Stoffwechselschlacken), unterstützt die Leberfunktion, senkt Fieber und kann innerlich wie äußerlich therapeutisch eingesetzt werden.
Fruchtsäuren, Polyphenole & mehr - Tamarinde als Heilmittel
Der Wirkstoff Eugenol macht die Gewürznelke zu einem der wirksamsten Naturheilmittel. Wissenschaftlich belegt sind u. a.:
Weinsäure & Fruchtsäuren
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Verleihen Tamarinde ihren intensiven Geschmack
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fördern die Verdauung, lösen Schleim und regen den Speichelfluss an
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antioxidativ, zellschützend, entgiftend
Polyphenole & Phytonährstoffe
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Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Senkung von LDL-Cholesterin und Blutdruck
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Unterstützung bei Diabetes Typ 1 & 2: blutzuckersenkende Effekte in Studien belegt
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Krebsschutz: insbesondere bei Dickdarmkrebs im Tierversuch
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Entzündungshemmung: bei Gelenkbeschwerden, Hauterkrankungen, Infektionen
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Förderung der Wundheilung und Abwehrkräfte
Tamarinde für die Augen
Tamarindensamen enthalten TSP (Tamarind Seed Polysaccharide), die in ersten Studien:
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Symptome des Trockenen Auges deutlich linderten
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die Heilung bei Hornhaut- & Bindehautentzündungen unterstützten
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vor UVB-bedingten Augenschäden, grauem Star und Makuladegeneration schützen können
Tamarinde in der ayurvedischen Küche
In Südindien und Thailand ist Tamarinde so unverzichtbar wie Zitronensaft in Europa. Im Ayurveda wird Tamarinde bevorzugt als Paste oder Extrakt verwendet - meist gegen Ende des Kochvorgangs oder zur Verfeinerung säuerlich-scharfer Gerichte.
Typische Anwendungen:
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Sambhar & Rasam - klassische südindische Linsensuppen mit Tamarinden
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Currys & Dal-Gerichte - zur Abrundung scharfer und gehaltvoller Speisen
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Chutneys & Dips - mit Datteln, Kreuzkümmel, Ingwer oder Jaggery kombiniert
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Erfrischungsgetränke - Tamarindensaft mit Rosenwasser und Zitrone an heißen Tagen
- Tonics - Hauptbestandteil im bekanntesten Tonic der indonesischen Heilkunde Jamu zusammen mit Kurkuma und Ingwer
- Süßspeisen & Konfekt - Pulparindos & Champoy auf den Philippinen, süß-sauer mit Chili
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Marinaden - in Thailand, Malaysia und Jamaika für Fisch, Fleisch oder Satay
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Worcestershire-Sauce - die legendäre Zutat in der englischen Kultsauce
Tipp aus der Ayurveda-Küche: Tamarinde wird gerne genutzt, um schwere, ölige Gerichte leichter verdaulich zu machen. In Kombination mit Hülsenfrüchten oder Linsen sorgt sie nicht nur für einen erfrischenden Geschmack, sondern harmonisiert auch die Doshas durch ihre reinigende Wirkung.
Einkauf, Qualität und Lagerung von Tamarinde
Tamarinde ist in verschiedenen Formen erhältlich:
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Blöcke (getrocknetes Fruchtfleisch): traditionell, intensiv im Geschmack, Verarbeitung erfordert Einweichen & Auspressen
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Konzentrat: einfacher zu dosieren, lange haltbar, ideal für Einsteiger
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Pulver („Cream of Tamarind“): selten, besonders praktisch für Teemischungen
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Sirup & Paste: für Saucen, Getränke oder Süßspeisen - meist mit Zuckerzusatz
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Indische Tamarinde ist trockener, papierartiger und leichter zu verarbeiten.
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Thailändische Tamarinde ist klebriger, dunkler und säuerlicher.
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Qualitätsmerkmale: Hochwertige Tamarinde gibt es als getrocknete Schoten, gepresste Blöcke oder konzentrierte Paste. Ganze Schoten sind ideal, da sie am wenigsten verarbeitet sind. Die Schale sollte bräunlich, fest und leicht spröde sein, das Fruchtfleisch dunkelbraun, weich und intensiv aromatisch.
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Formen:
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Schoten: naturbelassen, besonders aromatisch.
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Blöcke: entkerntes, gepresstes Fruchtfleisch, praktisch für die Küche.
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Paste: sofort einsatzbereit, sollte aber unbedingt frei von Zusatzstoffen sein.
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Herkunft: Tamarinde wird vor allem in Indien, Thailand und Afrika kultiviert. Indische Tamarinde ist meist kräftig-säuerlich, während thailändische eine mildere, süßere Nuance hat.
Lagerung
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Schoten: Kühl, trocken und luftdicht gelagert, halten sie bis zu 1 Jahr ihr Aroma.
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Blöcke: Ebenfalls trocken lagern; durch die natürliche Feuchtigkeit kann sich mit der Zeit eine leichte Kristallisierung bilden - dies ist unbedenklich.
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Paste oder Extrakt: Nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb weniger Monate verbrauchen.
Tamarinde ist nicht nur ein exotisches Säuerungsmittel, sondern ein therapeutisches Multitalent. Ihre antientzündlichen, antioxidativen und verdauungsfördernden Eigenschaften machen sie zu einem echten Schatz der ayurvedischen Ernährung. Ob als Chutney, Getränk oder Gewürzbasis - Tamarinde bringt Klarheit, Leichtigkeit und Geschmack in jede Mahlzeit.
Aufnahmen aus dem Online Ayurveda Ernährung und Kochen Ausbildungsmodul mit Sandra Hartmann.
21. Vanille
Die sinnliche Königin unter den Gewürzen
Von der heiligen Orchidee zur heilenden Delikatesse
Vanille (Vanilla planifolia) ist weit mehr als nur ein liebliches Dessertaroma - sie ist ein edles Gewürz mit tiefgreifender Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Schon die Totonaken verehrten Vanille als Geschenk der Götter. Für die Azteken war sie Medizin und Ritualgewürz zugleich. Heute gehört sie zu den begehrtesten Gewürzen der Welt - nicht nur wegen ihres betörenden Dufts, sondern auch aufgrund ihrer zahlreichen gesundheitsfördernden Eigenschaften.
Als einzige essbare Orchideenart steht Vanille in einer besonderen botanischen und symbolischen Rolle. Ihre Wirkung im Ayurveda ist sanft, ausgleichend und aufbauend - ein Rasayana für das Nervensystem, den Hormonhaushalt und die seelische Balance.
Geschmack, Wirkung und ayurvedische Qualitäten
Vanille schmeckt süß, warm und sinnlich-weich. In der ayurvedischen Lehre wirkt sie:
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Vata-beruhigend, Pitta-ausgleichend, leicht Kapha-anregend
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aufbauend, nervenstärkend, stimmungsaufhellend
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aphrodisierend, verdauungsfördernd, krampflösend
Vanille ist ein sanftes Tonikum für das Nervensystem - sie stärkt die Lebensfreude, fördert das seelische Wohlbefinden und gilt als natürliche Hilfe bei Unruhe, Schlafstörungen, hormonellen Schwankungen oder emotionaler Erschöpfung.
Vanillin - das duftende Molekül mit medizinischer Wirkung
Die wertvollste Verbindung in der Vanille ist das Vanillin, ergänzt durch über 200 weitere bioaktive Pflanzenstoffe. In der modernen Forschung zeigt Vanillin beeindruckende medizinische Potenziale:
Krebsschutz
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Hemmt DNA-Mutationen durch Umweltgifte (bis zu 73 % Reduktion in Zellstudien)
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Blockiert Metastasenbildung und Gefäßneubildung bei Tumoren
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Zeigt zellschützende Effekte bei Darm-, Leber- und Brustkrebs in Tierversuchen
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Beeinflusst über 60 krebsspezifische Gene im Zellwachstum und Zelltod
Sichelzellanämie
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In Studien reduzierte Vanillin die Anzahl entarteter Blutzellen deutlich
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Fördert den Sauerstofftransport und verringert Entzündungen
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Gilt als Hoffnungsträger in der Entwicklung neuer Therapien
Antioxidativ & antientzündlich
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Schützt Zellen vor freien Radikalen
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Wirkt entzündungshemmend bei chronischen Erkrankungen
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Stärkt Immunsystem, Herz und Gehirnleistung
Vanille in der ayurvedischen Küche
Vanille harmoniert in der ayurvedischen Küche besonders mit süßen, cremigen und warmen Speisen. Sie veredelt nicht nur Desserts, sondern passt auch überraschend gut zu herzhaften Gerichten - vor allem in Kombination mit Ghee, Safran oder Zimt.
Typische Anwendungen:
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Goldene Milch - mit Kurkuma, Vanille, Ghee und Honig für abendliche Entspannung
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Süße Reisgerichte - etwa süßer Kardamom-Vanille-Milchreis
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Chutneys & Lassis - fruchtige Dips mit Mango, Vanille und Minze
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Ayurvedisches Frühstück - z. B. Porridge mit Datteln, Mandeln und echter Vanille
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Alle Desserts - wie Halava, Pudding oder Gebäck mit Vanille und Rosenwasser
Tipp aus der Ayurveda-Küche: Vanille lässt sich wunderbar mit Milch, Ghee und süßen Speisen kombinieren. Ein Hauch Vanille in warmen Milchgetränken oder Desserts beruhigt das Nervensystem, unterstützt tieferen Schlaf und verstärkt die wohltuende Wirkung anderer süßer Gewürze wie Zimt oder Kardamom.
Frische Vanilleschoten liefern das intensivste Aroma. Schlitze sie der Länge nach auf, kratze das Mark aus und koche sowohl Samen als auch Schote im Gericht mit. Die Schoten kannst du danach in ein Glas mit Zucker legen und mehrmals wiederverwenden - für deinen eigenen Vanillezucker.
Einkauf, Qualität und Lagerung von Vanille
Vanille ist wertvoll - daher lohnt es sich, auf Herkunft und Qualität zu achten:
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Bourbon-Vanille (Madagaskar, Réunion) - hoher Vanillingehalt, intensives Aroma
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Mexikanische Vanille - weicher, leicht schokoladiger Geschmack
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Tahiti-Vanille - florale Note, weniger Vanillin, ideal für feine Süßspeisen
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Echte Schoten sind biegsam, ölig und zeigen manchmal feine Vanillinkristalle („Zuckerausscheidung“)
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Qualitätsmerkmale: Echte Vanilleschoten sind geschmeidig, biegsam und von einem öligen Glanz überzogen. Beim Aufschneiden verströmen sie ein intensives, warmes Aroma und enthalten feine schwarze Samen. Trockene, spröde oder brüchige Schoten deuten auf Überlagerung oder mindere Qualität hin.
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Besonderheit: Der kostbare Inhaltsstoff Vanillin entsteht erst durch einen aufwendigen Fermentationsprozess der grünen Schoten. Handverarbeitete Schoten aus traditionellem Anbau sind deshalb besonders aromatisch.
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Herkunft: Hochwertige Vanille stammt aus Madagaskar, Réunion, Tahiti oder Mexiko. Jede Herkunftsregion bringt feine Unterschiede hervor - von blumig-zart bis hin zu tief und schwer aromatisch.
Formen:
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Ganze Schoten (beste Qualität)
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Vanillepulver (aus echten Schoten, nicht Vanillin)
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Reiner Vanilleextrakt (mind. 35 % Alkohol, keine synthetischen Aromen)
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Vanillezucker
Lagerung
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Schoten: In einem luftdichten Glas oder Röhrchen aufbewahren, vor Licht und Wärme geschützt. Niemals im Kühlschrank lagern, da sich Kondenswasser bilden kann.
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Haltbarkeit: Ganze Schoten bleiben bei richtiger Lagerung bis zu 2 Jahre geschmeidig und aromatisch.
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Pulver & Extrakte: Sollten möglichst frisch verwendet werden, da das Aroma rasch verfliegt.
Vanille ist mehr als ein Dessertgewürz - sie ist ein ganzheitliches Heilmittel, ein Rasayana für Geist und Körper und ein sinnlicher Genuss für alle Doshas. Ihre feine Süße schenkt nicht nur Geschmack, sondern auch Trost, Tiefe und innere Ruhe.
„Vanille ist wie eine Umarmung für deine Zellen - warm, süß, schützend und voller Lebensfreude.“
Aufnahmen aus dem Online Ayurveda Ernährung und Kochen Ausbildungsmodul mit Sandra Hartmann.
22. Wacholderbeere
Die aromatische Schutzkraft aus dem Norden
Ätherische Öle, Flavonoide & mehr - Wacholderbeeren als Heilmittel
Wacholderbeeren - eigentlich kleine, reif gewordene Zapfen - sind tief in der europäischen Wildküche verwurzelt, bekannt aus Braten, Sauerkraut und Gin. Doch in der traditionellen Pflanzenheilkunde gelten sie als eines der kraftvollsten natürlichen Mittel zur Reinigung und Stärkung - besonders für Nieren, Verdauung und Immunsystem.
Im Ayurveda sind die Beeren des immergrünen Wacholderbusches weniger verbreitet, doch ihre Eigenschaften passen hervorragend in die Prinzipien dieser Heillehre: reinigend, bewegend, transformierend. Wacholderbeeren wirken durchblutungsfördernd, verdauungsstärkend, schleimlösend - und sie helfen, Ama (Stoffwechselschlacken) über Nieren und Lunge auszuleiten.
Geschmack, Wirkung und ayurvedische Qualitäten
Wacholderbeeren schmecken harzig, würzig, leicht bitter-süß, mit Noten von Pinie und Kampfer. Ayurvedisch wirken sie:
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Kapha-reduzierend, Vata-ausgleichend, bei Übermaß jedoch Pitta-erhöhend
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erwärmend, diuretisch, entgiftend, krampflösend
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verdauungsfördernd, ausleitend, immunstärkend
Die Beere stärkt das Agni (Verdauungsfeuer), fördert den Urinfluss, reduziert Wassereinlagerungen und wirkt antimikrobiell. Sie findet Anwendung bei Erkältung, Bronchitis, Blasenentzündung, Verdauungsschwäche und rheumatischen Beschwerden.
Ätherische Öle, Flavonoide & mehr - Wacholderbeeren als Heilmittel
Der Hauptwirkstoff Myristicin, ein Bestandteil des ätherischen Öls, zeigt in Studien eine beeindruckende Bandbreite an positiven Effekten:
Ätherische Öle & Terpene
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Hauptverantwortlich für den intensiven Duft und die harntreibende Wirkung
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Antiseptisch: wirksam gegen Bakterien im Harn- und Atemtrakt
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Entzündungshemmend: Studien zeigen Wirkung ähnlich wie NSAR (z. B. Indometacin)
Diuretisch & nierenfreundlich
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Stimulieren die Nierentätigkeit, fördern die Ausleitung
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Unterstützen bei Blasenentzündung, Harnwegsinfekten und Wassereinlagerungen
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In Tierversuchen sogar hilfreich zur Verhinderung von Organabstoßung nach Transplantation
Entzündungshemmend & schmerzlindernd
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Traditionell verwendet bei Arthritis, Gicht, Hämorrhoiden und Menstruationsbeschwerden
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Studien belegen Wirkung bei rheumatoider Arthritis und Hautentzündungen
Virustatikum
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Pflanzenstoffe des Wacholders hemmen das Herpes-simplex-Virus (Fieberbläschen)
Antioxidativ & krebshemmend
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In Laborexperimenten wurde das Wachstum von Brustkrebszellen signifikant gehemmt
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Leberprotektiv: Schützt vor alkoholbedingten Leberschäden
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Blutzuckersenkend: Studien zeigen Potenzial bei Typ-2-Diabetes
Wacholder in der ayurvedischen Küche
Wacholderbeeren sind kein klassisches Ayurveda-Gewürz, passen jedoch ideal in wärmende, ausleitende und entschlackende Gerichte - besonders im Spätwinter, Frühjahr und bei Kapha-Dominanz.
Typische Anwendungen:
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Gemüsepfannen mit Wurzelgemüse, Kürbis oder Kohl, kombiniert mit Kreuzkümmel, Bockshornklee und Senfsamen
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Linsen- und Bohnengerichte - für bessere Bekömmlichkeit und wärmende Tiefe
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Chutneys & fermentierte Dips - mit Sauerkraut, Roter Bete oder Karotten
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Würztee bei Erkältung - mit zerdrückten Wacholderbeeren, Thymian, Ingwer und Honig
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Basmatireis mit Wacholder & Lorbeer - bei Kapha-Überschuss oder Frühjahrsmüdigkeit
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Ayurvedische Bratengewürze - z. B. für Ofengemüse mit Sesamöl und Gewürzpaste
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Goldene Ghee-Mischung - für Detoxkuren: Ghee mit Wacholder, Kurkuma, Ingwer und Zimt
Tipp aus der Ayurveda-Küche: Wacholderbeeren passen besonders gut zu Hülsenfrüchten und kräftigem Gemüse, da sie die Verdauung anregen und Vata harmonisieren. Auch in selbstgemachten Gewürzmischungen oder Ayurveda-Tees sorgen sie für eine wärmende und reinigende Note. Wacholderbeeren immer zerdrückt oder leicht gemörsert verwenden - erst so entfalten sie ihre ätherischen Öle. 3-5 Beeren pro Gericht reichen meist völlig aus.
Einkauf, Qualität und Lagerung von Wacholderbeeren
Wacholderbeeren sind kleine, dunkelviolette bis schwarze Beerenzapfen mit harzig-herbem Aroma. In der Ayurveda-Küche werden sie als verdauungsfördernd, wärmend und reinigend geschätzt und verleihen Speisen eine charakteristische Tiefe.
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Qualitätsmerkmale: Hochwertige Wacholderbeeren sind gleichmäßig rund, fest und dunkelviolett gefärbt, mit einer feinen Wachsschicht an der Oberfläche. Beim Zerdrücken sollten sie einen klaren, harzig-würzigen Duft verströmen. Schrumpelige, graue oder geruchlose Beeren sind meist überlagert.
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Herkunft: Wacholder wächst in kühleren Regionen Europas und Asiens. Für die Küche werden vor allem Wildsammlungen aus den Alpen oder skandinavischen Ländern geschätzt, da diese besonders aromatisch sind.
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Besonderheit: Nur die reifen, dunkel gefärbten Beeren sind genießbar - unreife grüne Beeren können stark bitter sein.
Lagerung
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Beeren: Trocken und lichtgeschützt in einem Glas oder Leinenbeutel aufbewahren.
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Haltbarkeit: Ganze Beeren bleiben bis zu 2 Jahre aromatisch. Gemahlene Ware verliert ihr Aroma schon nach wenigen Monaten.
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Tipp: Beeren am besten kurz vor der Verwendung im Mörser zerstoßen, um die ätherischen Öle freizusetzen.
Wacholderbeeren sind ein kraftvolles Reinigungsgewürz mit beeindruckendem Wirkspektrum. Ob in der Küche oder als Heilmittel - sie verbinden das Ursprüngliche der Natur mit moderner Wissenschaft. Für Ayurveda-Köchinnen und -Köche bieten sie eine wertvolle Ergänzung zur Ausleitung, Immunsystempflege und Geschmacksvertiefung.
Aufnahmen aus dem Online Ayurveda Ernährung und Kochen Ausbildungsmodul mit Sandra Hartmann.
23. Zimt
Das süß-wärmende Heilgewürz mit jahrtausendealter Tradition
Vom heiligen Tempelduft zum modernen Superfood
Zimt (Cinnamomum) ist weit mehr als ein aromatisches Pulver für Gebäck und Glühwein - er ist eines der ältesten Handelsgewürze der Welt, Symbol für Wohlstand, Wärme und Heilung. Bereits in der Antike war Zimt so wertvoll, dass er als Opfergabe für Götter diente und in heiligen Salbungen erwähnt wird. In Indien und China findet er seit Jahrtausenden Verwendung in Medizin und Küche, im Ayurveda gilt er als wärmendes, Agni-stärkendes Gewürz, das Körper und Geist in Balance bringt.
Heute erlebt Zimt eine Renaissance - nicht nur als kulinarischer Genuss, sondern auch als wissenschaftlich erforschtes Naturheilmittel. Studien zeigen seine positiven Effekte auf Blutzucker, Herz-Kreislauf-System, Immunsystem und Stoffwechsel - eine Verbindung aus uralter Weisheit und moderner Forschung.
Farbe, Geschmack und Heilkraft
In der ayurvedischen Lehre wird Zimt als „Vata- und Kapha-reduzierend“ beschrieben, mit einer erwärmenden Energie (Ushna Virya) und scharf-süßem Geschmack (Katu und Madhura Rasa). Er regt die Verdauung an, fördert die Durchblutung, wirkt krampflösend und gilt als natürliches Tonikum für Herz und Atemwege.
In der Küche bringt Zimt eine harmonische Süße und feine Schärfe - als Pulver oder Stange, in Süßspeisen ebenso wie in herzhaften Gerichten. Ayurveda empfiehlt, Zimt besonders in der kalten Jahreszeit zu verwenden, um den Körper zu wärmen und den Stoffwechsel zu aktivieren.
Zimt - eine natürliche Heilquelle
Moderne Forschung bestätigt viele der ayurvedischen Anwendungen:
- Blutzuckerregulierung: Zimt kann den Nüchternblutzucker senken, die Insulinsensitivität verbessern und das „Blutzuckergedächtnis“ (HbA1c) positiv beeinflussen. Besonders Cassia-Zimt zeigte in Studien signifikante Verbesserungen bei Typ-2-Diabetes.
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Herz-Kreislauf-Schutz: Reduziert LDL-Cholesterin, Triglyceride und oxidativen Stress, unterstützt die Gefäßgesundheit und senkt den Blutdruck.
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Metabolisches Syndrom & PCOS: Wirkt regulierend auf Blutzucker- und Hormonspiegel, fördert den Muskelaufbau und kann Übergewicht reduzieren.
- Antimikrobielle Wirkung: Bekämpft Bakterien wie Helicobacter pylori, wirkt gegen Candida-Pilze und verlängert die Haltbarkeit von Lebensmitteln.
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Neuroprotektiv: Studien weisen auf positive Effekte bei Gedächtnisleistung, Konzentration und Schlaganfallschutz hin.
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Entzündungshemmend & antioxidativ: Zimtaldehyd und andere Inhaltsstoffe schützen Zellen vor oxidativem Stress.
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Atemwege & Verdauung: Lindert Erkältungen, Husten, Blähungen und Magenbeschwerden.
Vielseitig, heilsam und in der ayurvedischen Küche unverzichtbar
Zimt ist ein Gewürz, das in unzähligen Rezepten Anwendung findet - nicht nur für Süßspeisen:
- Kitchari & Dal: Eine Prise Zimt harmonisiert den Geschmack, regt das Verdauungsfeuer an und macht Hülsenfrüchte bekömmlicher.
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Gewürzte Milch & Chai: In Kombination mit Kardamom, Ingwer und schwarzem Pfeffer entsteht eine wärmende, immunstärkende Mischung.
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Currys & Biryani: Ganze Zimtstangen werden im heißen Öl angeröstet, um ihr Aroma freizusetzen.
- Winterliches Kompott: Äpfel oder Birnen mit Zimt, Nelken und etwas Ghee schonend köcheln.
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Marokkanische Tajine: Mit Zimt, Trockenfrüchten und Ras-el-Hanout für eine süß-herzhafte Note.
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Zimttee (Ayurvedischer Kashaya): Zimtstangen in Wasser köcheln, mit Honig verfeinern - ideal bei Erkältungen.
Tipp aus der Ayurveda-Küche: Zimt verstärkt die bekömmliche Süße von Milch, Reisgerichten und Obst, harmoniert aber auch hervorragend mit herzhaften Speisen wie Linsen oder Currys. In warmen Getränken wirkt er besonders wohltuend und verleiht dem Körper sanfte Wärme - ideal in den kühlen Jahreszeiten.
Einkauf, Qualität und Lagerung von Zimt
Zimt zählt zu den ältesten und edelsten Gewürzen der Welt. In der Ayurveda-Küche wird er für seine wärmende, süßlich-scharfe und harmonisierende Wirkung geschätzt. Besonders wichtig ist jedoch die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Qualitäten.
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Qualitätsmerkmale: Echten Ceylon-Zimt erkennt man an den dünnen, vielschichtigen Röllchen, die leicht brechen und ein feines, süßes Aroma verströmen. Cassia-Zimt hingegen bildet dickere, grobere Stangen und schmeckt deutlich kräftiger und schärfer. Für die Ayurveda-Küche wird bevorzugt Ceylon-Zimt verwendet, da er feiner und bekömmlicher ist.
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Besonderheit: Die Rinde wird von Hand geschält und gerollt, wodurch die charakteristischen Zimtstangen entstehen - ein Hinweis auf sorgfältige Verarbeitung und hohe Qualität.
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Herkunft: Hochwertiger Zimt stammt vor allem aus Sri Lanka, Südindien und Madagaskar.
Lagerung
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Stangen: Am besten in luftdichten Gläsern, kühl und dunkel lagern. So behalten sie bis zu 2 Jahre ihr volles Aroma.
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Pulver: Sollte frisch gemahlen und innerhalb von wenigen Monaten verbraucht werden, da es schnell an Würzkraft verliert.
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Tipp: Ganze Stangen entfalten ihr Aroma besonders intensiv, wenn sie beim Kochen kurz mitgegart und danach entfernt werden.
Zimt ist im Ayurveda ein wärmender Herzöffner, ein kraftvoller Blutzuckerregulierer und ein vielseitiger Küchenbegleiter. Ob in süßen oder herzhaften Gerichten, als Heiltee oder Gewürz im Curry - er verbindet Genuss mit Gesundheit. Wer Zimt bewusst und in guter Qualität einsetzt, holt sich nicht nur ein Stück kulinarischer Weltgeschichte, sondern auch ein wirkungsvolles Naturheilmittel in die Küche.
Aufnahmen aus dem Online Ayurveda Ernährung und Kochen Ausbildungsmodul mit Sandra Hartmann.